1995 August, 5. Libyenreise

Die Route ist in Libyen 5.640 km lang und dauert ca. 4 Wochen. Die Anreise erfolgt mit der Fähre von Genua nach Tunis. Wegbegleiter sind Thorsten und Martin aus Deutschland.



Wir lernen Thorsten und Martin auf  der Fähre nach Tunis kennen. Sie sind wie wir auf der Suche nach einem Reisepartner für die extremen Wüstenpassagen in Libyen. Super! Wir finden uns gegenseitig sehr sympathisch und beschließen unsere Reise durch Libyen gemeinsam zu machen. Da wir noch ein wenig in Tunesien bleiben wollen, machen wir uns einen Treffpunkt in der Nähe von Ghadames aus.

 

Die Fahrt durch Tunesien hält einige Überraschungen bereit. Obwohl es August ist, überfallen uns sintflutartige Regenfälle, die manche Straßenpassagen zu gewagten Durchfahrten werden lassen. Einige Einheimische trifft es besonders hart. Während wir sehr lange warten, bis das Wasser wieder sinkt, versuchen einheimische Fahrer es sofort und bereuen es zutiefst. Siehe Fotos.

 

Die Route in Tunesien führt über Tamerza, eine prächtige Bergoase, weiter nach Tozeur, mit Besuch des "Zoo du Paradis". Als ein Wärter beginnt Besuchern Schlangen umzuhängen, bin ich der Erste, der aus dem Zoo flieht. Hinter mir, animiert durch mein Verhalten, eine kreischende Schar von Frauen. Peinlich! Danach geht es über die Salzfläche des Chott El Djerid zur Grenze nach Libyen.

 

Nach den stundenlangen Formalitäten an der libyschen Grenze montieren wir die libyschen Kennzeichen und freuen uns, dass unser Bierversteck nicht entdeckt wurde. Wir bewegen uns auf der Asphaltstraße Richtung Ghadames. Als wir in Darj ankommen, müssen wir anhalten, weil alle Straßen abgesperrt sind. Der Grund ist, dass Gaddafi erwartet wird. Nachdem dieser mit riesiger Eskorte durch den Ort gerast ist, dürfen wir weiterfahren. Ghadames ist eine schöne Oase und sehenswert. Die Altstadt steht als "world heritage" unter dem Schutz der Unesco.

 

Wir füllen unseren Wassertank auf und treffen uns wie vereinbart mit Thorsten und Martin bei einem Teich in der Nähe von Ghadames. Am nächsten Tag Einstieg in die Piste Richtung Idri. Die Piste ist leicht zu befahren und ein guter Einstieg für Thorsten und Martin, die noch keine Erfahrung mit Offroadfahrten im Sand haben. Allerdings erwischt uns in der Nacht ein heftiger Sandsturm, der den weichen Sand unter unserem Auto wegweht und dadurch unser Dachzelt fast zum Zusammenklappen bringt.

 

Idri ist eine malerische Oase mit einem fantastischem Dünengebiet. Wir versuchen die Piste direkt zu den Mandara Seen zu finden. Vergeblich! Die Weichsanddünen sind mit unseren 74 PS zu schwer zu befahren. Es ist trotzdem wunderschön! Wir übernachten in einer traumhaften Dünenlandschaft und beschließen am nächsten Tag  auf der Asphaltstraße über Ubari  zu den Mandara Seen zu fahren.

 

Gleich nach Ubari stechen wir in die Piste (100 km Dünen hin und retour) zu den Mandara Seen ein, die man nur mit gut ausgerüsteten und nicht zu schwachen (unsere 74 PS!) Geländefahrzeugen befahren soll. Es gibt insgesamt 10 Seen, die eingebettet von Palmen und Dünen in traumhafter Wüstenlandschaft liegen. Sie sind sehr salzhaltig und die kleineren Seen sind zum Teil ausgetrocknet.

 

Nach dem Highlight Mandara Seen beschließen wir eine Fahrt zum Wadi Mathendous mit seinen 10.000 Jahre alten Felsgravuren und gleichzeitig eine Akakus Rundfahrt zu machen. Eine Akakus-Tour ist wahrscheinlich das schönste, was die Sahara zu bieten hat, darf aber nur mit Führer befahren werden. Das Akakus-Gebirge ist ebenso wie das Wadi Mathendous übersät mit 8-12.000 Jahre alten Felszeichnungen. Wir fahren bis Al Awaynat und machen uns auf die Suche nach einem Guide. Wir werden fündig und 2 Tuaregs begleiten uns die nächsten Tage mit eigenem Toyota. Wir sind von dem was wir erleben und sehen begeistert!

 

Im Wadi Mathendous trennen wir uns von unseren Guides und fahren weiter Richtung Murzuk. Dort wird unser Auto für die letzte große Etappe zum Waw an Namus auf "Hochglanz" gebracht . Der Krater Waw an Namus ist eines der Traumziele Libyens. Im Inneren des Kraters befinden sich ein Vulkan und vier verschiedenfärbige Seen. Die Piste ist sehr wenig befahren und äußerst tiefsandig. Bei einem Teil der Strecke brauchen wir für 20 Kilometer einen ganzen Tag! Aber es lohnt sich! Wir fühlen uns wie in einer anderen Welt.

 

Und die Weiterfahrt wird spannender als erwartet. Da Thorsten und Martin nach Ägypten wollen, beschließen wir weiter Richtung Osten auf einer ziemlich unbefahrenen Piste nach Tazurbu zu fahren. Der letzte Teil der Piste führt durch extremes und unmarkiertes Dünengebiet. Wir sind bei über 50°C viel zu Fuß unterwegs um die richtigen und passenden Dünenpassagen zu finden. Umkehren können wir auch nicht mehr, da durch die extreme Sandpiste der Vortage, unser Treibstoffvorrat bereits zu Ende geht. Zusätzlich haben unsere deutschen Freunde Probleme mit ihrem Auto und glauben, dass sie nicht mehr weiterfahren können. Falls alle Stricke reißen, beschließen wir eventuell unsere Fahrzeuge zurückzulassen und zu Fuß aus der ca. 30 km weit entfernten Oase Tazurbu Hilfe zu holen. Im letzten Moment finden wir noch einen passenden Dünenausstieg und das Fahrzeug von Thorsten und Martin hält auch noch durch. In Tazurbu gibt es leider keine Tankstelle und keinen Diesel und wir füllen unsere Tanks mit Petroleum aus Kanistern auf. 

 

Weil wir es schon sehr eilig haben unsere Fähre in Tunis zu erreichen, trennen wir uns von Thorsten und Martin, die sich jetzt auf der Straße langsam Richtung ägyptische Grenze bewegen.

 


Es war für uns sicher die schönste Libyenfahrt!


Anmerkung zu den Fotos: Die Dias wurden nachträglich per Scan digitalisiert. Aber leider lässt sich Filmkorn selbst mit GEM (grain equalization and management) nicht restlos entfernen. Ebenso wie Staub und Kratzer! Zusätzlich litten die analogen Originale schon unter ziemlicher Altersschwäche!